Langsam wird es zäh. Mit voller Absicht haben wir die größte Transitstrecke an den Anfang der Reise gestellt, um später etwas weniger im Auto zu sitzen. Aber über 6000 km hinweg jeden Tag fahren, geht schon auf Gesäßmuskel und Nerven. So begannen wir heute im Auto sitzend zu überlegen, wo die Fahrstrecke noch kürzbar wäre, denn Entspannung kommt gerade nicht auf. Wir klammern uns an die Rituale: gemütlich Kaffee machen, Frühstücken, rudimentäre Hygiene und alles zusammen packen. Da kam ein Auto zu uns an den See gefahren, ein älterer Mann stieg aus und bedeutete sehr ruhig, dass man hier nicht übernachten möge. Wir fragten, ob wir sofort verschwinden sollten, er winkte ab, wünschte einen schönen Tag und verschwand wieder. In Deutschland hätte so ein Vergehen mit Strafzetteln geendet. Also wieder auf die Landstraße durch die Steppe. Rastplätze sind dort häufig mit Auffahrrampen versehen, unter denen große Öllachen schlummern, scheinbar vom Ölwechsel, weil daneben Ölfilter und -kanister liegen. Uns reichte die Rampe für eine kurze Sichtkontrolle.




Die Fahrt durch die Steppe ist sehr langweilig, irgendwann freut sich das Auge und das Hirn über jede Abwechslung, zum Beispiel, wenn eine Herde über die Straße getrieben wird.




Die Temperatur von 30° C gestern fiel heute auf 15° C, gelegentlich regnete es ein wenig, fast schon angenehme Bedingungen. Die Straße war zunächst gut, dann nahm die Schlaglochfrequenz deutlich zu und die Geschwindigkeit massiv ab.




Die Wolken verdunkelten sich, der Wind wurde stürmisch, und es gab einige Starkregenfälle. Der Gegenwind war so stark, dass unser Spritverbrauch um 2 Liter zunahm.




Hier im Norden von Kasachstan sind große Teile der Steppe umgepflügt worden und zu Ackerland umgewandelt. Kilometerlange Felder erstrecken sich bis an den Horizont. Dennoch hat die Region auch mit Landflucht zu kämpfen, was an vielen verlassenen Dörfern und Gehöften zu sehen ist.




Wir fragten uns, wie diese riesigen Felder bewirtschaftet werden, kurz drauf beantwortete uns ein entgegenkommender Konvoi die Frage.




Nach zwölf Stunden Fahrt und 800 km kehrten wir in ein Hotel in Kostanay ein für 16,- Euro/Doppelzimmer und erholten die Gräten. Ein leckeres Abendessen im Restaurant rundete den Tag ab.



 


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