Einen Wecker stellten wir uns nicht. Erst um 9:00 Uhr wurde es im Auto zu warm. Aibek und seine Frau begrüßten uns sehr herzlich. Es war eine sehr guten Entscheidung gewesen, wieder hier her zu kommen. Wir duschten, räumten das Auto auf, wuschen nochmals eine Wäsche und machten alles für den großen Transit bereit. Ein russischer Psychotherapeut namens Micha (weißer Bart und glatze) interessierte sich sehr für unsere Fuhre und unsere Art zu reisen. Er leitete eine Reisegruppe in die Mongolei, wo Erlebnispädagogik auf dem Programm stand. Als ich aus der Dusche kam, stand die ganze Gruppe um Saskia und das Auto. Sie erzählte von unseren Reise-Erfahrungen. Köstlich, dabei machen wir hier doch nur Urlaub.




Ich glaube, es war 13:00 Uhr, als wir die letzten 98 km zur Grenze in Angriff nahmen. Micha hatte uns gewarnt, gestern seien 500 Autos an der Grenze gestanden, sie seien erst um Mitternacht durchgekommen. Wir waren auf das schlimmste Gefaßt. Einen Pass mit 2600 Metern galt es noch zu überwinden.



Dann standen wir vor der Grenzanlage. Hektisch wurden wir in das Gelände reingewunken, die Pässe wurden kontrolliert, dann noch die Ausfuhr des Fahrzeuges aus der Mongolei. 3,30 Euro Zollgebühr waren zu entrichten, die Dame am Zollschalter interessierte sich mehr für ihr Handy als für die Ausfuhr. Nach 25 Minuten waren wir draußen. Das Auto wurde nicht kontrolliert, vielleicht war es einfach zu dreckig.




Auf der anderen Seite der Grenzanlage war eine kleine Schlange, aber auch keine 500 Autos. Dieser Kelch ging wohl an uns vorbei. Es folgten 20 km Niemandsland zur russischen Grenze. Dort wieder Pässe kontrollieren, was sich wegen Computerproblemen in die Länge zog. Aber die Grenzer waren freundlich. Das Auto wurde 5 Minuten in Augenschein genommen, dann mußte eine neue Zollerklärung für das Auto ausgefüllt werden, da wir die russische Zollunion verlassen hatten. Nach insgesamt 2 Stunden waren wir wieder in Russland. Harmlos. Von vielen Reisenden hatten wir von bis zu 12 Stunden Wartezeiten gehört, aber wir sind ja Glückskinder.




In der Stadt Kosh Agach gingen wir erst einmal einkaufen. Alle Erledigungen, an denen wir in Ulaan Baator gescheitert waren, hatten wir in einer Stunde hier durch. Geld abheben, Allergiemedikamente kaufen, Deo, Moskitonetz, Duschgel, einen neuen Besen.




Das Einkaufen hier in Russland macht richtig Freude, gut sortiert, alles was das Herz begehrt, fast wie zuhause. Leckere Salami, Hefezopf, Brot und sogar Lavazza Espresso bekamen wir hier.




Die Russen naschen gerne, denkt Euch eine Süßigkeit aus, hier gibt es sie.




Wir ließen auch noch das Auto waschen und tankten mit gutem, russischen Euro-Diesel für 69 Cent/l Auto und Kanister voll. Auf dem Weg nach Nord-Westen sahen wir schon, dass sich in den Bergen etwas zusammen braute.




Unseren erster Schlafplatz auf diesem Hügel verließen wir nach kurzem wieder, weil uns der Wind fast davon getragen hätte.




Also runter an den Fluß, wo es deutlich ruhiger war. Der Fluß hatte auch Hochwasser, und wir hatten eine Brücke gequert. Hoffentlich steht die morgen noch. Eine leckere Kohlsuppe mit richtig gutem russischen Brot rundete den Abend ab.

Das war also unser erstes Reiseland, die Mongolei. Es war beeindruckend. Die Menschen waren sehr freundlich und hilfsbereit. Interessiert aber nie distanzlos. Die Mongolen sprechen eher leise. Ein lautes Wort haben wir kaum gehört. Zu schaffen gemacht haben uns die schlechten Straßen und die weiten Distanzen. Aber genau diese Weite ist es, die uns die Freiheit gab, überall hinzufahren und zu campen, wo wir wollten. Diese Freiheit ist schon außergewöhnlich toll. Es ist nicht so einfach, an Konsumgüter zu kommen, wie wir es gewohnt sind. Die Landschaften, die wir sehen durften, haben uns gefangen gehalten. Immer wieder standen wir da, hielten uns im Arm und freuten uns über das Privileg, hier sein zu können. Wir konnten viel über die Natur und die Kultur lernen. Alleine die Mongolei war schon eine Reise wert.



 


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