Unser karges Plätzchen war nicht schön, aber wir hatten unsere Ruhe, sowohl vor Mücken als auch vor allen anderen. Erst am Morgen kamen die ersten Pamir-Besucher vorbei. Die Nacht war wieder durchwachsen, Auch wenn es angenehm kühl hier oben ist, so schiefen wir nicht durch auf 3800 Meter. Also weiter runter.




Blödes Gejammer, immerhin müssen wir nur unseren Hintern in das Auto wuchten, während andere den Pamir mit dem Fahrrad bewältigen. Wie man das überlebt, ist mir ein Rätsel. Allein die Wasserversorgung: die können gar nicht so viel schleppen, wie sie trinken müssen. Und die Sonne würde mich umbringen.




Gegen 10:00 rollten wir los über miserable Pisten mit tiefem Waschbrett. Aus der Gobiwüste wußten wir bereits, das 17 km/h die Reisegeschwindigkeit ist, bei der das Auto nicht zertrümmert wird, wenn es vom Untergrund in Schwingungen versetzt wird. So fuhren wir gemütlich im Slalom auf dem Pamir vor uns hin und genossen die Landschaft.




So auch diesen Salzsee, den ich via Blickdiagnose als solchen erkannte. Dicke Salzkrusten garnierten seine Ränder. Schmeckt nicht gut, sieht aber gut aus.




Auf dem Weg nach Süden tauchten in der Ferne erstmals die weißen Gipfel des Hindukush auf. (Keine Sorge, wir haben dort nichts zu verteidigen)




Woher der Pamir Highway seinen Namen bekam, ist mir hier schleierhaft, hier im Wakham-Tal ist er einfach nur eine schlechte Piste, auf der selbst tiefe Löcher nur mit Steinen markiert sind.




Dafür sind die Ausblicke jede Bodenwelle wert.




Kaum fließt ein kleiner Bach durch die Öde Felswüste, umgibt ihn ein schmales, grünes Grasband. Ja, hier im Hochgebirge ist es sehr trocken.




Dann tauchte in der Ferne ein kleines Hüttchen mit einer Schranke auf, einer der gefürchteten Militär-Check-Points, an denen in der Vergangenheit üble Erpressungen stattgefunden hatten. Wir wurden freundlich begrüßt, mussten nur unser Visum vorzeigen, ließen eine Kopie davon da, um dem Soldat die Schreibarbeit zu ersparen, und waren in wenigen Minuten durch.




Dann holperten wir weiter mit 17 Sachen über die Piste, bis wir an den:




Panji-Fluß kamen. Dieser stellt die Grenze zwischen Tadschikistan und Afghanistan dar.




Wir fuhren jetzt also direkt an der Grenze entlang zu einem Land, dass wir nur aus den Nachrichten kannten. Und jetzt lag es einen Steinwurf über dem Fluß entfernt. Der Versuchung, mal kurz hinüber zu schwimmen sollte man widerstehen, nicht nur wegen der Strömung. Hier über den Fluß werden die Drogen nach Norden geschmuggelt, dem entsprechend wachsam sind die Grenzer.




Wir genossen den Ausblick, links Tadschikistan, rechts Afghanistan.




Die Gegend ist fast völlig unbewohnt. An der Straße stehen gelegentlich Ruinen, die von früherer Besiedlung zeugen.




Dafür gibt es wunderschöne Seitentäler, aus denen klares Bergwasser fließt.




Wir verließen den Panji-Fluß und stiegen wieder in die Höhe, während er sich in tiefe Schluchten für uns unsichtbar zurückzog. Auf bis zu 3800 Meter fuhren wir oberhalb dem Fluß entlang.




Die Piste wurde immer schmaler und neigte sich seitlich gefährlich zum Abgrund.




Ein Tal schlängelte sie sich kilometer weit hinein, machte eine scharfe Kurve und alles wieder zurück. In der Tiefe waren Autowracks zu erkennen. Kein beruhigender Anblick.




Rechts im Bild seht ihr den Land Rover von Jessika und Dominik auf der anderen Seite der Schlucht.




Immerhin waren wir auch hier mit 17 km/h unterwegs, so dass genug Zeit zum zielen blieb. Auch hatten wir zum Glück keinen Gegenverkehr, so das Ausweichmanöver überflüssig waren.




Gemächlich ging der Weg auf 3600 Höhenmeter runter.




Dann steil auf 3000 hinab. Sofort wurden die Spuren der Besiedlung deutlicher, Felder auf Terrassen, mehr Gebäude, ein Dorf reihte sich an das andere.




Bauern holten Gras von ihren Feldern. In Serpentinen fuhren wir nach Langar auf 2800 Höhenmeter hinunter




Hier weitete sich der Fluß über die gesamte Breite des Tales aus und bildet kleine Seen.




Die Landschaft wird grün und kultiviert.




Die Dörfer sehen nicht einladend und ärmlich aus, aber die Menschen sind freundlich und winken uns häufig zu. Dominik kam sich vor wie der Papst, der huldvoll aus der Karosse zurück winkte.




Richtig schnell kamen wir auch hier nicht voran. Nach 8 Stunden hatten wir 170 km geschafft. Es war Abend und wurde stürmisch. Der Hindukusch wurde vom Wind in Staub gehüllt.




An einem windgeschützten Plätzchen bauten wir das Lager auf. Saskia verabreichte mir die seit Tagen überfällige Wespengiftimpfung, die ich gut vertrug. Meine Mandelentzündung ist abgeheilt und über 3000 Metern wollte ich es nicht riskieren, meinem Körper das zu verarbeiten. Jetzt ist die zweite Impfung erledigt, und ich muss erst wieder zuhause mich diesem Thema widmen.



 


© www.derphotograph.de
Übersicht vorherige Seite