Sehr erleichtert saßen wir in dem Führerhaus des 40 Jahre alten Kamaz-Lasters, besorgt, dass der Landy auf der Ladefläche nicht durch die Gegend geschaukelt wurde. Zwar kam gelegentlich der Gedanke auf, welches Auto die schlechteren Stoßdämpfer hätte, der Kamaz oder unser defekter Landy... Der Fahrer fuhr sehr langsam, was das Auto schonte, aber natürlich auch viel Zeit brauchte. In der Fahrerkabine gabe es drei Plätze, vorne zwei unbequeme, hinter den Sitzen eine Mini Liegefläche. Wir hatten also die Wahl zwischen vertikalem oder horizontalem Geschüttel. Die Dämpfer des Kamaz waren total hinüber, was zu einem rhythmischem Schütteln führte. Mitten in der Nacht knickte der Fahrer ein, wir machten eine Pause an einem Restaurant, wo auch Liegen zum Ausruhen waren. Saskia schlief sofort ein, ich passte auf sie auf mit dem Leatherman in der Hand. Nach einer Stunde wechselten wir. Im dunkeln zwischen schnarchenden LKW-Fahrern ist schon komisch. Nach zwei Stunden fuhren wir weiter durch die Nacht im Schneckentempo Richtung Dushanbe
.



Die ersten Sonnenstrahlen vielen durch die trübe, völlig vergilbte Frontscheibe.




Ich hatte es mir auf der Liegefläche hinter den Sitzen "bequem" gemacht und hüpfte im Takt der wippenden Stoßdämpfer. Selten waren wir schneller als 50, meist um 20 km/h. Dabei schluckte der Kamaz 45 Liter Diesel und hüllte uns in Rauchschwaden, die Kopfweh machten.




Je näher wir der Hauptstadt kamen, um so besser wurden die Straßen.




Mehrfach hielten wir an und kontrollierten, ob der Landy noch an Ort und Stelle stand. Zu meiner Verwunderung hatte er sich nicht bewegt. Wir hatten extra noch den Reifendruck abgelassen, dass die Reifen breiter wurden und mehr Stellfläche boten, an der sich der Landy "festhalten" kann.




Unser Fahrer machte einen fantastischen Job, sehr vorsichtig zirkelte er den Kamaz durch die Straßen. Wir begannen den beiden zu vertrauen.




Das Frühstück nahmen wir in einem Gartenlokal ein. Tische und Stühle gibt es hier nicht, wir lagen auf einer Art Bettgestell und bekamen die übliche Fleischsuppe mit irgendeinem tierischen Körperteil drinne. Sah schlimm aus. Dazu gab es gebratenen Fisch. Wir verweigerten und aßen etwas Brot. Uns war nicht nach Essen zu mute, der Magen rebellierte. Kaffee gab es nicht. Wie der Titel schon sagte, das hier ist keine Kaffeefahrt.




Ein kleiner Junge kam und verkaufte uns Feigen.




In Dushanbe, einer richtigen Großstadt, ging um die Mittagszeit die Odyssee weiter. Wir hatten nicht genug Bargeld, um die Fahrt zu bezahlen, also zum Flughafen, um dort Geld zu wechseln. 500,- Euro tauschten wir ein für die Fahrt. Dann kamen wir an der Werkstatt an, die uns Tim, der Amerikaner, empfohlen hatte. Es folgte das nächste Problem, welches ich schon befürchtet hatte: Wie bekommt man den schweren Landy aus dem Laster? Wir fuhren in einem Opel hinterher zu einem Güterbahnhof.




Dort gab es eine richtige Beton-Rampe. Also Laster an die Rampe, die Lücke mit Holzbrettern auffüllen ...




... dann kamm wieder Saskia zum Einsatz mit dem feinen Händchen für kitzlige fahrten. Die umstehenden Herren sahen sprachlos zu, wie Saskia extrem vorsichtig den Landy aus dem LKW heraus zirkelte. Lauter Applaus, als es geschafft war. Jetzt sind wir also in der Hauptstadt, alles wird gut.




In Schrittgeschwindigkeit fuhr ich den Landy die zwei Kilometer zur Werkstatt, wobei ich einige Male mit dem Bodenblech auf den schlechten Straßen aufsaß. Aber das ist unkritisch. Wir packten unsere wertvollsten Sachen zusammen und machten uns bereit für die Fahrt zum Hostel. Wir waren so erledigt, dass das Packen alleine schon 2 Stunden dauerte. Während dessen machten sich die Mechaniker bereits an die Arbeit.




Sie schlossen einen Computer an und begannen mit der Analyse. Am Nachmittag holte uns ein Taxi ab und brachte uns zu einem nahegelegenen Hostel. Wir duschten, gaben die Wäsche ab zum waschen, die langsam echt knapp wird, und legten uns wie tote schlafen. Wir sind gerade ganz schön erschöpft und erledigt. Auch die Stimmung leidet arg unter der Belastung. Aber wir stehen das gemeinsam durch.



 


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