In der obigen Animation könnt Ihr erkennen,
wie unsere Route ablief und wie oft wir unsere Planung änderten.
Gelegentlich hat uns die Realität eingeholt, was dazu führte,
dass der Reiseplan deutlich umgestellt werden mußte. |
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Die Mongolei schreckt durch ihre Weite und Leere
viele Touristen ab, was mir wiederum besonders gut gefiel. Die Menschen
strahlen eine Besonnenheit und Ruhe aus, die ich selten erlebte. Die Zuversicht,
jede Aufgabe gelöst zu bekommen, auch wenn nicht klar ist, wie, begeisterte
mich. Die landschaftliche Vielfalt bietet noch so viel zu entdecken, dass
eine weitere Reise nötig wäre, um all das zu sehen. Abschreckend
ist wirklich die Qualität der Straßen, wenn man die als solche
bezeichnen will. Pisten von teils erschreckender Qualität zermürben
jedes Fahrzeug und lassen eine Reise in die Mongolei zu einer Wackelpartie
werden. Wie Jack uns sagte: Die Frage ist nicht, ob das Auto kaputt geht,
die Frage ist nur wann. |
Noch eine ganze Ecke größer ist Kasachstan,
dominiert von den unendlich scheinenden Steppen im Landesinneren. An den
Rändern verstecken sich grandiose Landschaften, Schluchten, Berge,
Kreidefelsen und Hochgebirge. Die Distanzen dazwischen werden nicht nur
zur Geduldsprobe, sondern auch zur Herausforderung, wenn die Straßen
schlecht sind. Die Menschen nehmen einen mit großer Offenheit und
Toleranz auf. Die Infrastruktur ist gut. Einzelne Orte rund um Almaty
sind etwas überlaufen, aber je weiter entfernt von den großen
Städten, und so einfacher wird es, Einsamkeit zu finden. Besonders
die Region um das Kaspische Meer hat es mir angetan. Das wäre bestimmt
eine weitere Reise wert. |
Kirgistan ist die Perle in Zentralasien, klein
und hoch. Die Berge machen das Land sehr abwechslungsreich und malerisch.
Kirgistan zu bereisen ist recht einfach, viel Infrastruktur und touristische
Angebote hinterlassen einen positiven Eindruck, ohne dabei aufdringlich
oder abzockerisch zu wirken. Die Menschen waren eine Wohltat. Wie ein
Kirgiese auf dem Markt im Karakol zu Saskia sagte: wir Kirgiesen haben
keine schönen Gesichter, aber ein gutes Herz. Zu befürchten
ist, dass mit weiter ansteigendem Massentourismus dieses gute Herz leidet. |
Der Pamir ist legendär und wild. Bestimmt
der gefährlichste Abschnitt unserer Reise mit der schlechtesten Infrastruktur,
wie wir selbst erleben durften. Landschaft und Höhe begeistern und
beängstigen gleicher maßen. Die Menschen waren die freundlichsten
und herzlichsten, die wir auf unserer Reise getroffen haben. Die Straßen
sind eine Rosskur für das Fahrzeug. Das Erlebnis Pamir war einmalig,
wird es aber nach meiner Einschätzung auch bleiben. |
Das Juwel der Seidenstraße hat viel ihres
Glanzes verloren durch den forcierten Einstieg in den Massentourismus.
In wenigen Jahren ist ein beschauliches Kleinod zu einer Gelddruckmaschine
ausgebaut worden. Auch sollte man sich nicht zu sehr mit der politischen
Situation beschäftigen, sonst begleitet einen, wie uns das ging,
ständig der Makel, sich in einem unmenschlichen Regime zu befinden.
Diese Elemente überschatten einen ungetrübten Eindruck des Landes
erheblich. |
So richtig haben wir das alles noch nicht verarbeitet. Aber ich versuche, einige Elemente zusammenzufassen: Vorurteile sind wichtig und helfen in Gefahrensituationen schnell zu reagieren. Hat man jedoch Zeit und ist nicht in Gefahr, darf man sich auch gerne mal ansehen, wieviel Realitätsbezug das eine oder andere Vorurteil denn so bietet. Das war der Kern unserer Reise. Nicht nur eigenen Vorurteile hatten wir im Gepäck, auch die Warnungen und Horror-Geschichten anderer nahmen wir bereitwillig mit. Mit diesem Ballast los zuziehen war eigentlich die größte Herausforderung. Und wir wurden bitter enttäuscht. Keines unserer Vorurteile konnten wir bestätigen. Wir trafen auf viele, ganz normale Menschen mit einer großen Offenheit und Gastfreundschaft, Neugier und Mitteilungsbedürfnis, die uns die Welt Zentralasiens öffneten und uns viele, schöne Einblicke in ihren Alltag ermöglichten. Unser Bild anderer Länder, teils auch des eigenen, ist stark durch Medienberichte geprägt und durch Aussagen von Politikern. Dass es sich hierbei um einen Teilaspekt handelt, der häufig mit dem Alltagsgeschehen und der Lebenswirklichkeit vor Ort nur wenig zu tun hat, ist auch eine Erkenntnis, die wir mitnehmen durften. Es war kein Urlaub, es war eine Reise, auf der jeder Tag neue, uns bislang unbekannte Aufgaben stellten. Das war anstrengend. Bisweilen sogar so anstrengend, dass wir an unsere Grenzen kamen. Das war uns klar, und dazu waren wir bereit. Wir waren gut vorbereitet, sowohl inhaltlich als auch von der Ausrüstung. Dennoch überraschte uns einige Situationen und forderten viel Phantasie, um die Aufgaben zu meistern. Diese Flexibilität werden wir versuchen, in den Alltag zu retten. Wir durften einmal wieder viele neue Gesichter der Erde und ihrer wunderbaren Natur erleben. Auch war es mir ein Anliegen, die häßlichen Seiten der menschlichen Eingriffe zu erfahren. Die theoretischen Kenntnisse konnten wir mit Einblicken in die Wirklichkeit ergänzen. Wir sahen, wie empfindlich unsere Erde doch ist, und dass wir noch sorgfältiger mit ihr umgehen sollten. Natürlich ist so eine Art zu reisen unkomfortabel, teils richtig gefährlich. Dieser Kontrast zu unserem Alltagsleben in Deutschland läßt wieder eine neue Wertschätzung unseres Wohlstandes und der Sicherheit des europäischen Lebensstils aufkommen. Nach vier Tagen zuhause freuen wir uns wieder auf unseren Alltag, auf die Arbeit, auf Aufgabe, die wir beherrschen und bereits gelöst haben. Es erscheint wie eine Erholung, nicht ständig vor neuen Aufgaben zu stehen, die einen bis an die Leistungsgrenze fordern. Wir möchten uns auch hier nochmals ganz herzlich bedanken bei allen, die uns in Gedanken begleitet haben. Eure Nachrichten, Emails, Anrufe und SMS gaben uns immer wieder Mut, weiter zu machen. Ich hoffe, Ihr konntet von der Reise auch etwas mitnehmen. Und sei es nur der Impuls, mal wieder selbst los zuziehen und eigene Erfahrungen zu sammeln. Die nächste Reise kommt bestimmt. Saskia und Jörg. |
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